Stress auf dem Gehweg: Studie zeigt Probleme zwischen Radfahrern und Fußgängern
Die Unfallforscher der Versicherer (UDV) informierte die Medien über eine Untersuchung zu den Unfällen zwischen Rad- und Fußverkehr
Im Folgenden werden die wesentlichen Aussagen von der Website der UDV in Stichpunkten dargestellt. Eine eigene erste Einsortierung wurde als Kommentar kursiv gesetzt, ohne dass dies eine abschließende Bewertung darstellen soll. Die Studie ist auf der Seite der UDV noch nicht veröffentlicht, so dass eine Einschätzung nur aufgrund der Pressemeldung und der Präsentation möglich ist.
- Überschrift: Mehr als 720 Personen wurden im Jahr 2022 bei Kollisionen zwischen einem Radfahrer und einem Fußgänger schwer verletzt, davon 13 tödlich. Zum Vergleich: In 2022 starben 474 Fahrradfahrende und 368 zu Fuß Gehende, d.h. insgesamt 842 Menschen.
- Der Unfallverursacher bei Fuß-Rad-Unfällen ist überwiegend der Radfahrer. In der Präsentation lautet die Aussage „Unfallverursachung etwas häufiger (6 von 10 Fällen) durch Radfahrende“, in 54% der Fälle finden die Unfälle laut Präsentation (siehe link unten) zudem auf Flächen des Radverkehrs statt.
- Besonders unangenehm für die Unfallopfer: In rund einem Viertel der Fälle floh der Verursacher vom Unfallort. Präsentation: Zu ¾ entfernte sich der Radfahrende vom Unfallort, zu einem ¼ Fußgehende.
- Diese Unfallkonstellation wird zunehmen… Mit E-Bikes und Lastenrädern werden sie auch schneller und schwerer… Die Bevölkerung wird auf der anderen Seite immer älter. Mehr Fahrräder bedeuten mehr Unfälle. Wobei die Radnutzung stärker steigt als die Unfallzahlen. Es gilt halt auch: Je mehr Fahrräder auf der Straße, desto sicherer wird es für den einzelnen. Siehe Präsentation, S.2: (Fahrleistung des Radverkehrs zwischen MID 2002 und 2017: +38% / Fuß-Rad-Unfälle mit Personenschaden zwischen 2002 und 2022 (+24%). Laut Präsentation ist die Junge Altersgruppen (10-27 Jahre) ist als Unfallverursacher überproportional vertreten. Dies spricht gegen eine starke Zunahme der Pedelecs als Unfallverursacher.
- Als Unfallschwerpunkte zeigt die Studie vor allem Fußgängerzonen und Haltestellenbereiche. Dort sind auch viele Fußgänger unterwegs, deshalb nicht überraschend. Risikoaffine Radfahrende mit höheren Geschwindigkeiten sind möglicherweise die Hauptverursacher.
- Wenn Fußgänger überraschend auf die für den Radverkehr vorgesehene Flächen treten, hängt dies oft mit durch parkende Autos eingeschränkten Sichtbeziehungen zusammen. Diese Aussage ist bei allen Unfällen gültig, gute Sichtbeziehungen sind Grundlage aller Unfallpräventionsmaßnahmen im Infrastrukturbereich.
- Überwiegend fanden die Unfälle auf Radverkehrsflächen statt. Auffällig dabei: Je schmaler die Radanlage, umso größer die Unfallwahrscheinlichkeit. Zweirichtungsradwege zeigten sich als besonders ungünstig. Ungünstige Radflächen begünstigen Unfälle.
- Die UDV fordert daher, die Erkenntnisse dieser Studie bei der Gestaltung der Infrastruktur besser zu berücksichtigen und Fußgängerzonen nicht für den Radverkehr freizugeben. Generell sei die Freigabe von Gehwegen kritisch zu sehen, auch in Grünanlagen oder Parks. Dies lässt sich aus den vorliegenden Zahlen nicht herauslesen. Beides sind mögliche Maßnahmen, sollten aber im Einzelfall beobachtet und dann geprüft werden. In den meisten Fußgängerzonen ist das Radfahren tagsüber untersagt. Deutliche Verbesserungen ließen sich erzielen, wenn bei hoher Fußgängerfrequenz parkende Fahrzeuge verringert werden und keine Zweirichtungs-Radwege angelegt werden.
- An Haltestellen sei es besonders schwierig: Eine Verbesserung für die eine Verkehrsart gehe oft mit einer Verschlechterung für die andere einher. Hier sei eine Einzelfallabwägung erforderlich. Es müssen hier gute Lösungen für den Einzelfall gefunden werden, um die Geschwindigkeiten des Radverkehrs an diesen Stellen zu verringern. Eine Good-Practise Sammlung wäre hilfreich.
- Bessere Rücksichtnahme: Bundesregierung und Verkehrssicherheitsorganisationen seien aufgefordert, mit gezielten Kampagnen das gegenseitige Verständnis und das erwünschte Verhalten zu fördern. Es gilt, die Minderheit der VerkehrsteilnehmerInnen zu erreichen, die sich nicht an die Regeln halten. Hier sind zielgruppengerechte Maßnahmen nötig.
Generelle Anmerkung: Wir immer beim Unfallgeschehen mit nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmern gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer (Siehe auch Präsentation). Konkrete Aussagen sind nur bei Todesfällen und annähernd bei Schwerverletzten möglich, aber für statistische Aussagen sind die Fallzahlen zu klein.
Medieninformation der UDV zur Studie
Präsentation von Sigfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, zur Pressekonferenz