Aus der Pressemitteilung des ADFC:

In einem gemeinsamen Projekt der Technischen Hochschule Wildau und des ADFC Brandenburg messen Radfahrende mit einem Ultraschall-Sensor auf ihren Alltagswegen, inwieweit der Sicherheitsabstand eingehalten wird. 50 Radfahrende haben seit Mai 2022 auf mehr als 5.000 gefahrenen Kilometern rund 5.500 Überholvorgänge aufgezeichnet. Das Ergebnis der ersten Zwischenbilanz ist ernüchternd: In fast 50 Prozent der Fälle hielten Autos oder Lastkraftwagen beim Überholen nicht den nötigen Sicherheitsabstand ein. Dieser beträgt innerorts anderthalb und außerorts zwei Meter. In rund 12 Prozent der Fälle betrug der Abstand sogar nur einen Meter oder weniger. Nach Ansicht des ADFC Brandenburg spiegelt das Ergebnis das subjektive Gefühl vieler Radfahrender wider, die sich bei Überholvorgängen häufig bedrängt fühlen.

Bei dem Projekt nutzt die TH Wildau den OpenBikeSensor, der am Fahrrad befestigt wird und dann per Ultraschall den Abstand zu überholenden Fahrzeugen misst sowie aufzeichnet. Die Teilnehmenden an dem Feldversuch haben die Sensoren zunächst unter Anleitung an der Hochschule zusammengebaut und an ihren Rädern befestigt. Bei der Auswertung will die Hochschule auch herausfinden, welche Umstände im Straßenverkehr das zu nahe Überholen besonders begünstigen. Dazu werden die Überholabstände mit anderen Informationen wie geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen, Ortslage oder vorhandener Rad-Infrastruktur verknüpft. Auf einer Karte wird festgehalten, an welchen Stellen besonders oft zu eng überholt wird.

Der OpenBikeSensor (www.openbikesensor.org) wurde ehrenamtlich entwickelt und 2022 mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet. Das Open Source-Projekt stellt Interessierten Bau- und Schaltpläne sowie die dazugehörige Software zum Nachbau zur Verfügung. In vielen Orten und Regionen wird der OpenBikeSensor bereits von Initiativen und Einzelpersonen genutzt. So hat kürzlich auch der ADFC Bayern zusammen mit dem Bayerischen Innen- und Verkehrsministerium und dem ADAC ein Projekt „Überholabstände OpenBikeSensor“ gestartet und mit einem maßstabgetreuen Banner für die Einhaltung des Mindestabstands geworben.

Hintergrund: „Zu nah? – Mit Abstand mehr Sicherheit!“ Ein Citizen Science-Projekt an der Technischen Hochschule Wildau