Kiel, 17.07.2025 – Für viele Menschen ist das Fahrrad das Verkehrsmittel auf dem Weg zum Bahnhof. Immer mehr Menschen wollen ihr Rad dann aber sicher anschließen, bevor sie in die Bahn umsteigen. Doch wie fahrradfreundlich sind die über 180 Bahnhalte im Land? Diese Frage hat sich der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Schleswig-Holstein (ADFC Schleswig-Holstein) in seinen aktuellen Bike+Ride-Test 2025 gestellt. Nach einer ersten Erhebung im Jahr 2023 wurden nun erneut alle Stationen überprüft. Im Vergleich zu der ersten Auswertung haben sich viele Stationen verbessert.
„Die Verbesserungen zeigen, dass die Kommunen das Thema Fahrradparken zunehmend ernst nehmen“, stellt Stephanie Meyer, Landesvorsitzende des ADFC Schleswig-Holstein, fest: „Gleichzeitig sehen wir aber auch: In vielen Orten fehlen weiterhin ausreichend sichere und komfortable Stellplätze. Maßgeblich für eine bessere Bewertung waren z. B. Investitionen in überdachte und gesicherte Abstellanlagen, aber auch den Einbau von hochwertigen Fahrradbügeln statt ungenügender Vorderradparker.“ Eine detaillierte Bewertung des ADFC hob neben der Anzahl auch die Qualität der Abstellmöglichkeiten hervor.
Die neuen Bewertungsmaßstäbe des Bike+Ride-Tests belohnen gute Qualität: Wer Fahrradboxen, Sammelschließanlagen oder Anlehnbügel unter Überdachung schafft, verbessert nicht nur die Note im Test – sondern auch ganz konkret die Alltagsmobilität der Menschen vor Ort.
Trotz Entwicklung: Weiterhin erreicht ein Drittel nur die Note 5 oder 6
Trotz Fortschritten zeigt der Test: Rund 30 Prozent der getesteten Bahnhöfe bieten ungenügende oder mangelhafte Abstellmöglichkeiten. Dazu gehören auch 29 Bahnhöfe, an denen gar keine guten Stellplätze zur Verfügung stehen. Dazu gehören vor allem die umgangssprachlich als „Felgenkiller“ bezeichneten Abstellanlagen, bei denen lediglich das Vorderrad eingeklemmt wird. Ein angemessenes Sichern gegen Umfallen und Diebstahl ist damit nicht möglich. Stephanie Meyer zeigt die Problematik dessen auf: „Sichere und komfortable Abstellanlagen sind aber essentiell, denn nur, wer sein Rad am Ende des Tages unbeschädigt wiederbekommt, nutzt es auch für die Fahrt zum Bahnhof!“
Gutes Bike+Ride-Angebot wichtiger Faktor fürs Radfahren
Fast eine halbe Million Menschen in Schleswig-Holstein pendeln über Kreis- und Landesgrenzen täglich zur Arbeit. Damit sich auf dem Weg zur Arbeit Zug und Fahrrad gut ergänzen können, sind sichere und komfortable Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen unerlässlich. Besonders in Regionen ohne gute Busverbindungen zum nächsten Bahnhof fällt die Wahl des Verkehrsmittels häufig auf das Auto. „Gute und sichere Radabstellanlagen können hier den Ausschlag geben für die Wahl des Fahrrades auf dem Weg zum Bahnhof. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass mit E-Bikes durchaus 10 Kilometer im Alltagsverkehr gefahren werden. Damit rücken viele Bahnhöfe auch auf dem Land näher an die Menschen heran“, so Stephanie Meyer.
Die ADFC-Landesvorsitzende ruft deshalb alle Kommunen im Land auf, sich die Situation vor eingehend anzuschauen und zu prüfen, wie die Abstellmöglichkeiten aufgewertet werden können. Dabei betont sie: „Ein hochwertiges Bike+Ride-Angebot ist auch ein Aushängeschild für die eigene Kommune! Das hat das Land Schleswig-Holstein ebenfalls erkannt und unterstützt bereits seit 2017 nicht nur mit einem eigenen Förderprogramm, sondern auch mit einem Rahmenvertrag und seiner Fachexpertise bei der Anschaffung und Beantragung bei NAH.SH!“
Unterstützung bei Planung und Umsetzung bietet neben der Fachabteilung bei NAH.SH auch die Infostelle Fahrradparken der Deutschen Bahn. Weitergehende Informationen dazu gibt es unter www.nah.sh/b-r-foerderung und bikeandride.bahnhof.de/bikeandride
Zum Bike+Ride-Test 2025 des ADFC Schleswig-Holstein
Als Grundlage des Bike+Ride-Tests dienen Daten der NAH.SH über Anzahl und Ausgestaltung der Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen. Die Daten wurden zuletzt 2024 aktualisiert. In Einzelfällen fand eine Naherfassung vor Ort im Jahr 2025 durch den ADFC Schleswig-Holstein statt. U-Bahn-Haltestellen blieben unberücksichtigt.
Die Zahlen der Ein-und Aussteiger wurden von der NAH.SH bzw. der Deutschen Bahn (S-Bahn Hamburg) erfasst. Die Daten stammen jeweils aus dem Jahr 2023.
An Bahnhöfen, an denen verschiedene Bahnlinien beginnen und enden, gibt es einen nicht unerheblichen Anteil Umsteiger, also Menschen, die zwar einen Zug verlassen, dann aber ihre Fahrt mit einem anderen Zug fortsetzen. Diese Menschen benötigen am Umstiegsbahnhof keine Radabstellanlage. Grundsätzlich werden auch Umsteiger bei den Ein- und Austeigerzahlen mitgezählt. Mit Hilfe von Daten der NAH.SH wurden Umsteigende beim Bike+Ride-Test herausgerechnet.
Weitergehende Informationen zur Zusammensetzung der Noten, der Bewertungskriterien und die Noten aller Bahnhalte finden Sie unter sh.adfc.de/bike-and-ride