Immer wieder erreichen uns Anfragen zum Thema „Queren von Fahrbahnen“ sei es durch Fußgänger*innen oder Radfahrende – zum Beispiel aus Laboe. Dort ist es nicht möglich, vom benutzungspflichtigen Radweg kommend das Einkaufszentrum am südöstlichen Ortsrand zu erreichen. Die Radfahrenden weichen deshalb auf die Fahrbahn und auf die Gehwege aus. Auch für den Fußverkehr gibt es in der Zuwegung Verbesserungspotentiale, die sich durch vorhandene Trampelpfade erkennen lassen.
Das Thema Queren spielt innerorts wie außerorts eine große Rolle sowohl auf der Strecke als auch an Knoten oder Ortseinfahrten. Die Arten von Querungsmöglichkeiten reichen von einer einfachen Absenkung der Borde über vorgezogene Seitenräume oder Mittelinseln bis hin zu Fußgängerüberwegen (=Zebrastreifen) und Lichtsignalanlagen (= Ampel). Allen Querungsstellen gemein ist, dass für die Sicherheit der Querenden alle Sichthindernisse beseitigt werden müssen (Stichwort: Sichtdreiecke freihalten!).
Die StVO und VwV-StVO sieht für die Sicherheit des querenden Rad- und Fußverkehrs neben Zebrastreifen oder Ampeln eine Reihe von Maßnahmen vor, darunter die Reduzierung der Geschwindigkeit innerorts wie außerorts (siehe VwV-StVO zu Zeichen 274 Rn. 4), den Einbau von Inseln, Haltverbote, Überholverbote (siehe VwV-StVO zu § 25 Rn. 7). Für das Ende und den Anfang von Beidrichtungsradwegen an Ortseingängen ist laut VwV-StVO eine sichere Querungsmöglichkeit über die Fahrbahn zu schaffen (siehe VwV-StVO zu § 2 Rn. 36). Die einschlägigen Regelwerke (u.a. RASt, ERA, RAL, R-FGÜ, RiLSA) erläutern Einsatzgrenzen und Ausführungen. Außerdem finden sich in verschiedenen Musterlösungen Prinzipskizzen zur Ausführung.
Die Aufzählung zeigt, dass das Thema sehr komplex ist und unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten die verschiedenen Möglichkeiten untersucht und abgewogen werden müssen.
Für Laboe haben wir gemeinsam mit dem Radverkehrskoordinator und dem Bürgermeister per Videokonferenz, Luftbilder und vor Ort folgende Varianten entwickelt:
- Variante A: Querungsmöglichkeit direkt ggü. Einmündung schaffen (siehe RAD.SH Katalog Einfache Maßnahmen Nr. 3.6). Radfahrende von und zum Einkaufszentrum können dann direkt queren. (Kostengünstig, schnell umsetzbar. Radverkehr befindet sich im Knoten mit komplexen Verkehrsströmen aus Linksabbiegern und Geradeausverkehr und 50 km/h zulässiger Geschwindigkeit am Ortsausgang)
- Variante B: Querungsmöglichkeit außerhalb des Knotens nordwestlich der Einmündung in Höhe landwirtschaftliche Zuwegung in Form von Befestigung Grünfläche auf der südwestlichen Seite. (Teurer, weil zuführender Gehweg auf Geh- und Radwegbreite ausgebaut und ca. 0,8 m auf Fahrbahnniveau angehoben werden muss. Übersichtlichere Situation, weil außerhalb des Knotens)
- Variante C: Mittelinsel und Fahrbahnverbreiterung außerhalb des Knotens nordwestlich der Einmündung. Eine Mittelinsel bedarf einer Aufweitung der Fahrbahn und wahrscheinlich der Fällung von Bäumen. Auch hier muss der zuführende Gehweg auf Geh- und Radwegbreite ausgebaut und ca. 0,8 m auf Fahrbahnniveau angehoben werden. Die Mittelinsel dient neben der Sicherheit des querenden Fuß- und Radverkehr auch der Reduzierung der gefahrenen Geschwindigkeiten am Ortseingang. Der Bau einer Mittelinsel ist die aufwändigste und teuerste, gleichzeitig auch die bevorzugte Variante, um den Fuß- und Radverkehr sicher und komfortabel zu führen.
Zu jeder Variante hat die Gemeinde eine Prinzipskizze im Luftbild sowie Erläuterungen für das weitere Vorgehen erhalten. Für die Gemeinde Laboe gilt es jetzt mit einem Tiefbau-Büro und mit der Verkehrsbehörde zu entscheiden, welche Variante in Frage kommt und die konkrete Umsetzung zu planen. Wir stehen dabei natürlich weiterhin für Fragen zur Verfügung.
Wir stellen hier regelmäßig interessante Beispiele aus unserer Planungsberatung vor – mit dem Ziel, Erfahrungen zu teilen und Impulse für andere Kommunen zu geben.
Unsere Planungsberatung richtet sich an unsere Mitgliedskommunen – im Rahmen einer Erstberatung auch an alle, die es noch werden möchten. Wir beraten zu sämtlichen Aspekten der Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur – online oder direkt vor Ort. Melden Sie sich gerne!